Privatjets sollen am Boden bleiben Flughafen Sylt blockiert

Politik

Seit heute morgen um 8.30 Uhr blockieren etwa 20 Aktivist*innen in Pinguinkostümen den Flughafen auf Sylt. Sie setzen damit ein Zeichen gegen die extreme Ungerechtigkeit von Privatjets und Flugverkehr.

Bloackade auf Sylt durch die Gruppe
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Bloackade auf Sylt durch die Gruppe "Am Boden bleiben". Foto: zVg

25. August 2023
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Mehrere Pinguine besetzen den Eingang zum Privatflugterminal mit einem Tripod, weitere befahren mit Fahrrädern die Rollbahn.

"Wir bringen den Klima-Protest dorthin, wo er hingehört: auf die Insel der Reichen. Hier am Sylter Flughafen landen täglich viele Privatjets – jeder einzelne dieser Flüge ist ein Ausdruck von Klima-Ignoranz, absurden Privilegien und lebensfeindlichem Kapitalismus. Das können wir nicht länger hinnehmen." sagt Anna Voigt von der Gruppe Am Boden bleiben. "Die coolsten Vögel bleiben am Boden", ist das Motto der Pinguine. Auf den Bannern steht: "Privatjets aus der Luft holen" und „Wir können uns die Reichen nicht leisten“.

Die Strecke Hamburg-Sylt ist eine der meist beflogenen Privatjet-Strecken Deutschlands. Trotz neuer Hitzerekorde und sich häufenden Klimakatastrophen erreicht der Verkauf von Privatjets derzeit einen neue Rekorde. Dabei verbraucht ein Superreicher, der mit dem Privatjet von Hamburg nach Sylt fliegt, rund 70mal mehr CO2 als ein Mensch, der mit dem Zug reist.

"Privatjets sind die Spitze der Klimaungerechtigkeit, doch auch Flugverkehr an sich ist ungerecht", betont Magdalena Heuwieser vom Stay Grounded Netzwerk. Nur ein Prozent der Menschheit sind für 50% der Emissionen von kommerziellen Flügen verantwortlich. Der Flugsektor trägt mehr zur Erderhitzung bei als der gesamte afrikanische Kontinent. Während reiche und privilegierte Menschen für unnötige Urlaubsflüge das Klima zerstören, fliehen Menschen vor allem aus dem globalen Süden vor den Folgen des Klimawandels. Das sind Menschen, die selbst kaum zur Klimakrise beigetragen haben.

Robin Kuhn, gerade unterwegs mit Fahrrad auf der Rollbahn, sagt: „Mich macht es wütend, zu sehen, dass ein minimaler Anteil der Bevölkerung auf Kosten anderer lebt und fliegt." Superreiche können sich selbst von den Folgen der Klimakatastrophe am besten freikaufen. Sie müssen keine gefährliche Flucht auf sich nehmen, sondern können einfach umziehen. Menschen ohne finanzielle Mittel, dem richtigen Visum oder mit Behinderung sind hier deutlich benachteiligt. Robin Kuhn fordert: "Flugzeuge sollten für sichere Fluchtrouten eingesetzt werden, anstatt Superreiche mit Bullshit-Flügen zur Luxusvilla zu befördern. Als vor zwei Jahren die Taliban in Afghanistan an die Macht hätte einer sichere Evakuierung durch eine 'Luftbrücke' viel Leid erspart.“

Regulierungen sind allerdings möglich, wenn der Wille da ist. So plant der Amsterdamer Flughafen Privatjets zu verbieten. Aber selbst ein Verbot von Privatjets würde nur einen Bruchteil des Problems angehen, dass in den letzten 25 Jahren das reichste Prozent der Menschheit mehr als doppelt viel CO2-Ausstoss verursacht hat, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen.

Sasha Haas, die heute auf einem einige Meter hohen dreibeinigen Gestell vor dem Eingang des Privatjetbereichs sitzt, erklärt: "Wir gehen mit dieser Blockade heute den Klimakiller Reichtum an: Es darf nicht sein, dass es Menschen gibt, die es sich leisten können, mal eben mit dem Privatjet ein Wochenende nach Sylt zu fliegen - um da von denen versorgt zu werden, die täglich pendeln müssen, weil eine Wohnung auf Sylt unbezahlbar ist. Reiche nutzen ihre Privilegien rücksichtlos aus und scheissen darauf, dass andere die Konsequenzen tragen - weil diese Welt so angelegt ist, dass das Normalität ist. Das Problem ist, dass wir ihnen den Reichtum lassen - wir müssen ihn wegnehmen und global umverteilen, um wegzukommen von einer Welt, in der sich mit Geld jede Zerstörung rechtfertigen lässt."

pm